Autorinnen: Verena Groth
und  Fabiana Wolf (Kl 12)

Francis Bacon

(1561-1626)

„Wissen ist Macht“

Biographie


 

1561, 22. JanuarFrancis Bacon wird in London geboren als Sohn von Lady Anne Cooke undSir Nicholas Bacon, Großsiegelbewahrer der Königin Elisabeth I.

1566Die Mutter übernimmt die Ausbildung des jungen Francis im Sinne der durch den Vater und den Onkel, der das Amt des Lordoberschatzmeisters bekleidet, politisch geprägten Familie 

1573, AprilMit 12 Jahren beginnt Bacon Studium der Wissenschaften am Trinity college, Cambridge

1575Abschluss des Studiums

1579Tod des Vaters

Aus Geldmangel muss sich Bacon sein Geld als Rechtsanwalt verdienen

1584Er erhält einen Sitz im Unterhaus, wo er sich schon bald als begnadeter Redner herausstellt

1591Bacon wird persönlicher Berater des Earl of Essex

1593Er lehnt einen Gesetzesentwurf, der parlamentarische Zuwendungen an dieKrone betrifft, ab und fällt daraufhin bei der Königin in Ungnade

1603Nach Thronbesteigung James I. wird Bacon rehabilitiert

1603, 23. JuliFür seine Bestrebungen zur Vereinigung von England und Schottland und zur Verhandlungen mit den Katholiken wird Bacon zum Ritter geschlagen und zum Beauftragten für die Vereinigung von Schottland und England ernannt

1604Bacon erhält für seine Bemühungen zusätzlich eine Pension

1607Bacon wird zum 2. Kronanwalt ernannt

1611Er übernimmt die Vermittlung zwischen Krone und Unterhaus

1613Ernennung zum Obersten Kronanwalt

1616Einberufung in den Geheimen Rat

1617, 7. MärzErnennung Großsiegelbewahrer des Königs, dasselbe Amt, das sein Vater innehatte

1618, 7. JanuarBeförderung zum Lordkanzler, dem höchsten Regierungsamt

Erhebung in den höheren Adelsstand mit dem Titel „Baron Verulam“

1621, 26. JanuarBacon bekommt den Titel des „Viscount Saint Albans“ verliehen

1621Vorwurf der Bestechung vom Parlament

Nach Geständnis wird ihm eine Geld- und Gefängnisstrafe auferlegt und man verbannt ihn aus dem Parlament und vom Hof

Nach seiner Entlassung zieht Bacon sich auf seinen Familiensitz in Gorhambury zurück

1621, SeptemberBegnadigung durch den König unter der Auflage, weder ins Parlament noch an den Hof zurückzukehren

Bacon nimmt seine schriftstellerischen Tätigkeiten wieder auf und widmet sich den Wissenschaften und der Philosophie

1622, MärzBacon bietet sich an, eine systematische Sammlung der Gesetze anzufertigen, dies wird jedoch sowohl von James I. sowie von dessem Nachfolger Charles I. abgelehnt wird

1626, MärzBei einem Experiment zur Konservierung von Frischfleisch holt Bacon sich eine Erkältung von der er sich nicht mehr erholt

1626, 9. AprilBacon stirbt in London

 

 

Bacons Werke

1597Bacon veröffentlicht mehrere Essays u.a. „Of the proficience and Advancement of Learning“, das er später ins Lateinische übersetzte und vervollständigte: „De Dignitate et Augmentis Scientiarum“ („Über die Würde und den Fortgang der Wissenschaften“) und die Werke „Colours of Good and Evil“ und „Meditationes Sacrae“

1612Schriften über Staatskunst insbesondere über die Beziehungen zwischen Krone und Unterhaus und ebenso „Essays über die hohe Stellung“

1620„Novum Organum“ erscheint, das von der Befreiung von Trugbildern handelt und als Handlungsanweisung für die Vermeidung von Vorurteilen und Verfälschungen gelesen werden kann. Die Grundsätze, die dem Werk zu Grunde liegen, haben auch die spätere Entstehung des Empirismus bedeutend beeinflusst.

Bacon veröffentlicht ebenfalls „Magna instauratio imperii humani in naturam“ (Erneuerung der menschlichen Herrschaft über die Natur) und „Novum organum scientiarum“, dessen Werktitel auf Werke von Aristoteles zurückgreift.

1622„History of Henry VII.“

1623„De augmentis scientiarum“

1624„Apothegms“

1630Erst nach seinem Tod wurden Auszüge aus Playdoyers aus gerichtlichen Verhandlungen und Parlamentsreden Bacons veröffentlicht unter dem Namen „Maxims of the Law“

1642Es folgt „Reading on the Statute of Uses“.

Leider konnten wir nicht jedes seiner bedeutenden Werke einer Jahreszahl zuordnen, deswegen werden wir sie im Folgenden in ungeordneter Reihenfolge kurz wiedergeben:

Sein Hauptwerk „Instauratio Magna“, das sich mit dem Wiederaufbau der Philosophie beschäftigt und das seine Kerngedanken enthält, konnte nur in Teilen veröffentlicht werden, da Bacon zu dieser Zeit sehr in der Politik eingebunden war. 

Außerdem veröffentlicht Francis Bacon ein Buch mit dem Titel „Neu- Atlantis“, in dem er seine Zukunftsversionen von einer „Experten- Kultur“ als Roman verpackt der Öffentlichkeit zugänglich macht.

Vor allem in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts galt Bacon auf Grund seines blendenden Stils auch als Verfasser einiger Dramen von William Shakespeare. Manche Autoren gingen sogar soweit, zu behaupten, William Shakespeare sei nur das Synonym Francis Bacons, unter dem der Philosoph seinen schriftstellerischen Neigungen nachging. Diese Annahme gilt jedoch heute als widerlegt. 
 

Bacons Philosophie

Bacon wurde in eine Zeit des Umbruchs hineingeboren und war selbst zerrissen zwischen der Renaissance und einer neuen Zeit, weshalb er auch oft als „der mächtigste Geist der Neuzeit“ bezeichnet wurde. Diese aufklärerische Epoche ist ebenso wie die umfassende Bildung, die er als Kind genossen hat, Voraussetzung für seine Lehre, in der er u.a. das damals überkommene Wissenschaftsbild kritisiert.

Seine Philosophie stützt sich auf mehrere Hauptthesen, die wir im Folgenden erläutern werden. 

Sein Kerngedanke ist, dass der Mensch die Natur zu seinem eigenen Nutzen aber vor Allem zum Nutzen der Gesellschaft beherrschen sollte. Hiermit ist jedoch nicht gemeint, die Natur zu unterjochen und hemmungslos auszubeuten, sondern sie gründlich zu erforschen und verstehen zu lernen, um nach ihren Gesetzen zu handeln und sie sich so zunutze zu machen. Erst in diesem Zusammenhang kann auch der ihm zugeschriebene Satz „Wissen ist Macht“ richtig verstanden werden. 

Der Mensch kann dieses Wissen jedoch nur dann vollständig ausschöpfen, wenn sich von seinen Vorurteilen befreit. Bacon unterschiedet hierbei vier verschiedene Arten von Trugbildern: 

1. Idola tribus: Trugbilder des Stammes

Diese Trugbilder entstehen, da der Mensch dazu neigt, die Wirklichkeit nach seinem menschlichen Maß erfassen kann, d.h., er vermischt seine persönlichen Erfahrungen und seine eigene Natur mit der Realität, so dass ein verzerrtes Bild der Wirklichkeit entsteht. Oft projeziert er mehr in die Dinge hinein, als diese wirklich enthalten.

2. Idola specus: Trugbild der Höhle

Dieser Punkt sagt aus, dass der Mensch nie die ganze Wahrheit erfährt, da er in seinem Umfeld wie in einer „Höhle“ gefangen/ abgeschirmt ist. Da er durch sein Umfeld, seine Erziehung, seine Neigungen und Veranlagungen geprägt wird, kommt es zu Vorurteilen eines jeden Individuums.

3. Idola fori: Trugbilder des Marktes

Hierbei weist Bacon darauf hin, dass durch die Kultur und ihren Sprachgebrauch auch viele Irrtümer entstehen können. So gibt es z.B. Dinge, die man eigentlich gar nicht in Worte fassen kann. Wird dieser Versuch trotzdem gemacht, geht jedes Mal ein Teil der wahren Bedeutung verloren, so dass schlussendlich ein von der Wirklichkeit völlig entfremdeter Eindruck entsteht. Auf diese Weise kommt es auch unter den Menschen zu Streitigkeiten, da jeder eine andere Auffassung von bestimmten Begriffen hat, die zwar beide nicht der sog. Wahrheit entsprechen, doch an denen jeder auf Grund seiner Vorurteile festhalten will.

4. Idola theatri: Trugbilder der Philosophenschulen

Unter diesem letzten Punkt versteht man Vorurteile, die durch verkehrte oder frei erfundene Theorien entstanden sind und die man mit falschen Gesetzen der Beweisverfahren zu festigen versucht. Nach Bacon sind somit Hypothesen, die man nicht mit stichhaltigen Beweisen untermauern kann, nichtig und gehören damit ebenso zu den Trugbildern. 

Der Mensch lebt somit in einer selbsterschaffenen, geschönten Scheinwelt, die er oft besser ertragen kann als die oftmals grausame oder harte Wirklichkeit: Der Mensch sieht nur das, was er sehen will.

Nach Bacon ist die Befreiung von Trugbildern der einzige Weg zur Erkenntnis. Diesen Weg bezeichnet er als Induktion, das nach ihm das einzig sichere Beweisverfahren ist.

Nur durch vorurteilsfreies Beobachten, eigene Experimente und Erfahrungen kann man zu wahrem Wissen gelangen, dass man auch wirklich und aus sich selbst heraus anwenden kann. 

Dabei soll man nicht planlos, sondern gezielt nach bestimmten Gesetzmäßigkeiten suchend, vorgehen.

Jedes Forschen sollte nur an der Zweckmäßigkeit, das es für die Menschheit hat, gemessen werden, sonst ist alles Forschen vergebens und unnötig.

Bacon war der Meinung, dass alle wichtigen Ämter von Experten mit entsprechenden Kenntnissen besetzt werden sollten, da nur sie der Wohlfahrt und somit dem höchsten Ziel: Dem Wohl der Menschheit, dienen könnten und auf diese Weise allen ein gutes Leben ermöglichen könnten.

Der König lehnte diese Ansichten Bacons ab, da er sich in seiner Monarchie gefährdet sah. Zwar gab es mit Sicherheit noch weitere Gegner der Thesen Bacons, doch konnten wir diese leider nicht namentlich ausfindig machen. Doch wurde Bacon bestimmt von vielen Zeitgenossen kritisiert, da er das gesamte damalige Wissen, das laut ihm durch falsche Methoden erworben worden war, in Frage stellt und somit auch das gesamte Streben in der gerade endenden Epoche der Renaissance nach den alten Wissenschaften und Werten. 

Zusammenfassend kann man sagen, dass Bacon vor allem für einen ungetrübten und vorurteilsfreien Blick auf die Wirklichkeit eintritt, durch den wahre Erkenntnis erst möglich wird. Außerdem soll man keine vorgefertigten Thesen und Ansichten übernehmen, sondern Urteile auf Grund eigener Erfahrungen, Gedanken und Experimente fällen. Durch diese auf Beobachtungen ruhenden Ansichten ist eine Beherrschung der Natur durch ihre eigenen Gesetze erst durchführbar. 

Die Philosophie Bacons ist auch für die heutige Zeit noch anwendbar und hat nichts an Relevanz verloren.


 
Philosophenarbeitsblatt

Name:

Francis Bacon

Zeitalter:

Aufklärung

Zeit:

1561-1626

Ort: 

London, England

Zitat:

„Wissen ist Macht“

Wendet sich gegen:

- Aristoteles (Bacon will nicht nur Wissen, sondern dass man das Wissen anwenden kann)

- das damalige Wissenschaftsbild

- Erkenntnis als Selbstzweck

Entwickelte weiter:

- aufklärerische Gedanken

- alles kommt aus dem Menschen selbst, er kann seinen Verstand nutzen

- Mensch hat Vorurteile (Idola), die ihn blenden

- Induktion- Deduktion

Wurde später kritisiert von:

- englischer König lehnt Bacons Ideen zur Organisation des Wissenschaftsbetriebs ab

- Philosoph Hans Jonas: Kluft durch Expertentum (1979): „Das Prinzip der Verantwortung“

Später wichtig für:

- Politiker holen sich Rat von Fachleuten (Bacon: es regieren Fachleute)

- Experten-Kultur

- Royal Society (größte Akademie der Wissenschaften)

- Enzyklopädisten der Aufklärung in Frankreich (Bacon als Vorbild); widmen ihm ihr Universallexikon ( Denis Diederot)

 

Stellungnahme

Die Philosophie Bacons ist auch heute noch aktuell, was man z.B. an der heutigen Politik sieht, in der auch vor allen Entscheidungen der Rat von Experten eingeholt wird wie auch in Bacons Utopie „Neu- Atlantis“ angestrebt. Es ist heute zunehmend so, dass sich einzelne auf bestimmte, vor allem wissenschaftliche, Fachbereiche spezialisieren und so eine abgesonderte Gruppe gegenüber den „Massen“ und ihrem Wissen darstellen. Dies führt dazu, dass Experten und Fachleute auf diese Weise heute zunehmend indirekt „Politik machen“, da sie Politiker in Ausschüssen, Parlamenten und Kongressen beraten und so zwangsläufig beeinflussen.

Doch neben dieser an sich recht positiven Seite, dass Politiker nicht intuitiv und ohne fundierte Kenntnisse Entscheidungen fällen, gibt es auch noch eine Kehrseite: Durch die „Experten- Kultur“ entsteht eine immer größer werdende Kluft zwischen Fachleuten und dem „Normalbürger“, zwischen dem totalen Wissensstand und dem des Einzelnen.

In einem anderen Punkt seiner Philosophie ist trotz Bacons früher und durchaus treffender Erkenntnis noch keine Verbesserung eingetreten. Bacon erkannte zwar, dass Vorurteile eine große Rolle für die Menschheit spielen und ihren Blick auf die Wirklichkeit trüben oder verzerren, doch bei dieser Erkenntnis blieb es. Das ist darauf zurückzuführen, dass es unmöglich ist, alle Vorurteile abzubauen, da sie teilweise in uns verhaftet sind. Gewisse Vorurteile, wie z.B. Rassismus, kann man durch Aufklärung abbauen oder verhindern, aber andere Dinge, z.B. der allgemeine Blick auf die Welt können nur sehr schwer verändert werden. Trotzdem legte Bacon durch seine Erkenntnisse einen wichtigen Grundstein für die Bekämpfung von Vorurteilen. 

Die für heute wichtigste These Bacons ist mit Sicherheit, dass der Mensch die Natur für seine Zwecke nutzen kann, wenn es dem Wohl der Menschheit oder seinem eigenen Wohl dient. Hierbei ist jedoch anzumerken, dass Bacon voraussetzt, dass man die Natur nicht schamlos ausnutzt, sondern innerhalb ihrer Regeln handelt und lebt. Nichtsdestoweniger kann man diese Ansicht mit der Rechtfertigung von Eingriffen in die Natur in der Genetik in Verbindung bringen. Auch die Genetik interveniert im Namen der Menschheit in der Natur, wobei es hier jedoch durch die heute weitaus größeren Möglichkeiten (z.B. klonen, pränatale Diagnostik, Veränderungen des Erbguts) auch größere Bedenken gibt.

So stellt sich auch heute noch folgende Frage: „In wieweit darf der Mensch in die Natur eingreifen?“ 

Es ist hierbei sehr schwer, eine Grenze zu ziehen zwischen wirklichem Nutzen für die Menschheit und der Eigenmächtigkeit Gott zu spielen und nachhaltig in die Schöpfung einzugreifen. In der heutigen Politik und in der Wissenschaft gibt es heftige Diskussionen zu diesem Thema, eine endgültige Lösung ist jedoch nicht in Sicht. Verschiedene Länder haben unterschiedliche Gesetze zu Fragen der Genetik. Zwar gibt Bacon eigentlich eine eindeutige Antwort auf diese Frage, doch ist es fragwürdig, ob er unter heutigen Gesichtspunkten seine These ebenso vehement vertreten würde.

Abschließend kann man sagen, dass viele Denkansätze Bacons auch für die Gegenwart noch relevant und aktuell sind. Seine Fragen und Einstellungen werden auch heute noch oder heute wieder diskutiert, wenn auch teilweise mit etwas anderen Voraussetzungen. 

Literaturverzeichnis:

Stichwort: Bacon ; Georgi Schischkoff (Herausgeber); „Philosophisches Wörterbuch“; Alfred Kröner Verlag;, Stuttgart; 1978; 21. Auflage 1982

Stichwort: Bacon; Otto A. Bähmer; „Sofies Lexikon“; Carl Hanser Verlag; Wien; 1997

Stichwort: Bacon; Karl-Heinz Gerschmann; „Metzler Philosophen Lexikon“; J. B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Pöschl Verlag GmbH; Stuttgart; 1995; 2. Auflage; ungekürzte Sonderausgabe

Stichwort: Bacon; Peter Kunzmann, Franz-Peter Burghard, Franz Wiedmann; „dtv-Atlas zur Philosophie“; Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG; München; 1991; Originalausgabe 5. Auflage September 1995 

Volker Friedrich; „Philosophische Leitsätze“; Ernst Klett Schulbuchverlag GmbH; Stuttgart; 1992; 1. Auflage 1993; Kapitel3: Francis Bacon, Wissen ist Macht

Internetseite:

www.museumonline.at/1999/schools/classic/spittaladdrauNonFrame/HTML/chemiker/

Francis%20Bacon.htm

Internetseite:

www.orst.edu/instruct/phl302/philosophers/bacon.html